Pläne die begeistern könnten
Juli 18, 2014
Nach fast zehn Jahren Gerüchteküche war es nun soweit; die Macher des Europa-Parks haben einige Ihrer Ideen zum Thema Wasserpark der Öffentlichkeit vorgestellt. Zunächst vormittags in einer Pressekonferenz, dann abends in einer "Bürgerforum Rust"" genannten Infoveranstaltung für die Bevölkerung. Ein wichtiger Schritt für alle Beteiligten.
Zunächst wurden die Gründe für den Bau des Spaßbades erläutert: Ein Wasserpark sei in der stark umworbenen Welt der Freizeitindustrie ein unabdingbares Element für weiteres Wachstum und diene damit der Sicherung des Unternehmenserfolgs und der Arbeitsplätze im Park und dessen Umfeld.
Ein "Indoor Wasserpark" bietet die Chance in den Wintermonaten freie Hotelkapazitäten zu belegen. Man rechnet mit bis zu 600.000 Gästen pro Jahr, die sich nach Meinung der Planer überwiegend aus den Hotelgästen des Parks rekrutieren werden. Interessant war an dieser Stelle, das die Aussage auf der Pressekonferenz "konkrete Pläne werden noch nicht veröffentlicht, um der Konkurrenz keinen Vorschub zu leisten" der Aussage am Abend "wir können nichts Konkretes zeigen, da es noch keine konkreten Pläne gibt" widersprach.
Der Wasserpark soll eine Spaßwelt für Familien sein: großes Wellenbad, viele Rutschen, Lazy River, Strandfeeling, Surf-Simulator, Restaurationen, Shopping, usw. Dagegen bleiben Wellness- und Saunawelten den bestehenden und neu geplanten EP- Hotels vorbehalten, werden wohl dort angeboten.
Klingt ja alles ganz schön - wenn da nicht der Standort direkt vor unserer Haustür wäre.
Mit vielen Bildern aus der ganzen Welt sollten in der Infoveranstaltung beispielhaft die Möglichkeiten eines Wasserparks aufgezeigt werden, sollten die Emotionen geweckt werden, welche die Spaßwelten sicherlich bei vielen Menschen erzeugen. Leider wurde nie erwähnt, das fast alle diese Bäder in Übersee und Europa auf der grünen Wiese, an abgelegenen Stränden oder mitten in Touristencentren gebaut wurden und nicht 150m neben einem Wohngebiet. Kann jeder gerne selber googeln!
Fast alle Fragen und Probleme, welche von den Bürgern gestellt wurden, hängen am gewählten Standort.
Insbesondere die Fragen nach der Lärmbelästigung für die Bürger und den Verkehrsproblemen im und um den Ort. Die Frage nach der Standortalternative weckte bei einigen Menschen, insbesondere auch einigen Gemeinderäten heftige Emotionen. Hier beißt die "Bürgerbeteiligung" von der ersten Sekunde an auf Granit. Der Standort wäre eine vollendete Tatsache, die nicht mehr zur Diskussion stehe. Die genannten Gründe wie Planungssicherheit für die Bauherren, Nähe zu den bisherigen Hotels, einfachere Erschließung der Infrastruktur (?), kürzere Wege zum EP lassen darauf schließen, das schon vor langer Zeit in den zuständigen Gremien, ohne jegliche Bürgerbeteiligung, in nichtöffentlichen Gesprächen und Sitzungen Entscheidungen im Einvernehmen mit der Familie Mack getroffen wurden, die heute als unveränderlich dargestellt werden und die nur den Zielen des Parks Rechnung tragen.
Da es nach Aussage aller Beteiligten noch keine konkreten Planungen gibt, müsste der Standort aber durchaus noch diskutabel sein. Einzig die Tatsache, dass die Gemeinde die von der evangelischen Kirche erworbene landwirtschaftliche Fläche an die Firma oder die Familie Mack weiterverkauft hat, kann und darf nicht als Standortentscheidung gelten. Die Standortwahl wurde ohne echte Bürgerbeteiligung im stillen Kämmerlein getroffen und stößt bei vielen Bürgern auf berechtigtes Unverständnis. Der Hinweis, dass es nun mal so ist und man eine einmal getroffene, demokratische Entscheidung akzeptieren müsse hilft da nicht weiter.
Die Fläche des Zweckverbands beträgt ca. 140 ha. Wenn der politische Wille vorhanden wäre, könnte der EP die bereits erworbene Fläche leicht gegen eine weitaus größere Fläche in Autobahnnähe tauschen. Mehr Platz für Entwicklung, mehr Freiräume für die Planer, keine Hochspannungsleitung, keine Probleme mit Wildwechsel und weniger Lärm und Verkehr für die Ruster Bürger. Das der alternative Standort nicht dem Wunsch der Familie Mack entspricht, müsste den Gemeinderäten zum Wohle der Bürger egal sein. Ist es aber wohl nicht?!