Die Grenzen des Wachstums und die Seilbahn
Dezember 13, 2018
Schon seit vielen Jahren stellt sich die Frage, ob die räumliche Expansion des Europa-Parks so wie bisher weitergehen kann, zu Lasten der Bevölkerung und der Natur.
Die planerischen Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde Rust sind in absehbarer Zeit erschöpft. Durch die rasch aufeinanderfolgende Erschließung von Baugebieten versucht die Verwaltung dem stetigen Druck auf dem Wohnungsmarkt Rechnung zu tragen. Mit der steigenden Zahl von Wohnungssuchenden (vornehmlich aufgrund des Zuzugs von Mitarbeitern des Europa-Parks) kann die Bautätigkeit für den freien Wohnbau indes nicht mithalten.
Nicht zuletzt auch aufgrund von ca. 200 bisher baurechtlich nicht genehmigten Beherbergungsbetrieben ist in Rust zu wenig Wohnraum für „Dauerwohnen“ vorhanden. Diesem Umstand tritt die Gemeindeverwaltung nun endlich mit einem neuen Konzept und neuen Bebauungsplänen entgegen. Ein richtiger und wichtiger Schritt für die Bevölkerung. Es geht darum, dass nicht nur Gäste des Freizeitparks eine gute Unterkunft brauchen, sondern auch diejenigen, die Rust ihre Heimat nennen wollen.
Im Süden und Westen sind die Grenzen des Grünzugs und der Naturschutzgebiete erreicht. Im Osten hat sich die Gemeinde, durch die Überlassung großer Flächen an den Zweckverband ZVT zur Förderung des Tourismus (sprich für Bautätigkeiten des Europa Parks), selbst jeglicher Entwicklungsmöglichkeiten beraubt. Da bleibt nicht mehr viel übrig für die nächsten Jahrzehnte... und man kann sich schon die Frage stellen, wie unsere Enkel und Urenkel Rust einmal vorfinden werden und wo sie denn wohnen könnten?
Die Grenzen des räumlichen Wachstums sind spürbar erreicht! Das merkt auch das Unternehmen Mack.
Durch die Überlassung des ZVT-Gebietes zum Bau von Hotels und „Wasserpark“ hat der Wachstumsdruck zunächst ein Ventil gefunden. Aber ob das genügt für die Zukunft? Es ist damit zu rechnen das große Teile des 140 ha großen Zweckverbandsgebietes bald für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur benötigt werden. Die aktuelle Parkplatzsituation ist nicht mehr tragbar. Der Kollaps des Verkehrs ist an vielen Tagen bereits Realität. Man hat sich bisher stets geweigert, sich etwas Anderes als immer mehr Parkplätze mit hohem Flächenbedarf einfallen zu lassen. Dieses System ist am Ende, da immer mehr Menschen den Park besuchen wollen. Die Geschäftsführung des Freizeitparks spricht von sogenannten Überlauftagen und Überlaufparkplätzen. Man meint damit mehr oder weniger geordnetes Parken auf den Wiesen, nur wenige Meter von den Grenzen der Naturschutzgebiete „Elzwiesen“ und „Taubergießen“ entfernt.
Der Europa Park ist mit in der Pflicht diesen Zustand zu beenden und verträgliche Lösungen zu schaffen.
Neue Parkplätze müssen her. Die Unternehmer des Parks möchte diese gerne im Elsass erschließen. Sicherlich sind die dortigen Gemeinden, in der strukturschwachen Region, berechtigt dankbar über jeden, welcher Interesse an langfristigen Investitionen zeigt. Es macht jedoch überhaupt keinen Sinn, die Probleme vor Ort in Rust durch neuen Flächenverbrauch im Elsass lösen zu wollen. Das sind letztlich nur vorgeschobene Argumente. Geht es der Unternehmerfamilie dabei tatsächlich um das Verkehrs- und Parkplatzproblem in Rust? Geht es nicht eher darum, im Elsass zunächst eine Feriendependance zu schaffen, die man dann über die Jahre (a la Rust) nach und nach, mit Geduld und unternehmerischen Geschick, erweitern kann?
Da käme eine Seilbahn zwischen Diebolsheim und Rust gerade recht. Ein verbindendes Element der deutsch- französischen Freundschaft? Eher ein Mittel, um die Grenzen des Wachstums zu überwinden und eine weitere Attraktion zur Steigerung der Besucherzahlen. Jeder Versuch, das Seilbahnprojekt als Medium des ÖPNV oder als Symbol der deutsch-französischen Freundschaft darzustellen, ist lächerlich.
Die Bürger der Region brauchen keine Seilbahn durch den Taubergießen. Nur das Unternehmen Mack will diese Bahn. Um sich den Weg für zukünftiges Wachstum zu ebnen.
Zwischen den Gemeinden links und rechts des Rheins befinden sich mit die wertvollsten Naturschutzgebiete welche Europa zu bieten hat. Nicht ein Quadratmeter Naturschutzgebiet darf für den Bau einer sinnlosen Seilbahn geopfert werden. Den „europäischen Gedanken“ als Argument für einen unumkehrbaren Eingriff in ein hochwertiges europäisches Schutzgebiet anzuführen, grenzt an Schizophrenie.
Ich zitiere einen Leserbrief aus der Badischen Zeitung: „So etwas tut man nicht!“
Und ich ergänze: Auch nicht in 5 Jahren!